Jesus und ein "hoffnungsloser Fall" (Joh 5:1-16)

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

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Im folgenden Bibelabschnitt finden wir einen Menschen, der bereits 38 Jahre an einer Krankheit litt und das "Glück" hatte, von Jesus ausgewählt, angesprochen und geheilt zu werden. Allerdings hatte er zuvor das "Pech", 38 Jahre lang, absolut chancenlos zu sein. Nie schaffte er es, rechtzeitig zum Wasser zu gelangen und so wurde seine Hoffnung auf eine Heilung immer kleiner!
  • 1 Einige Zeit später war wieder ein jüdisches Fest, und Jesus ging nach Jerusalem hinauf. 2 In Jerusalem befindet sich in der Nähe des Schaftors eine Teichanlage mit fünf Säulenhallen; sie wird auf hebräisch Betesda genannt. 3-4 In diesen Hallen lagen überall kranke Menschen, Blinde, Gelähmte und Verkrüppelte. 5 Unter ihnen war ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren krank war. 6 Jesus sah ihn dort liegen, und es war ihm klar, dass er schon lange leidend war. »Willst du gesund werden?«, fragte er ihn. 7 Der Kranke antwortete: »Herr, ich habe niemand, der mir hilft, in den Teich zu kommen, wenn das Wasser sich bewegt. Und wenn ich es allein versuche, steigt ein anderer vor mir hinein.« 8 Da sagte Jesus zu ihm: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« 9 Im selben Augenblick war der Mann gesund; er nahm seine Matte und ging. Der Tag, an dem das geschah, war ein Sabbat. 10 Deshalb wiesen die führenden Männer des jüdischen Volkes den Mann, der geheilt worden war, zurecht: »Heute ist Sabbat! Da ist es dir nicht erlaubt, deine Matte zu tragen.« 11 Er entgegnete: »Der, der mich gesund gemacht hat, hat zu mir gesagt: ›Nimm deine Matte und geh!‹« – 12 »Und wer ist dieser Mann?«, fragten sie. »Wer hat zu dir gesagt: ›Nimm deine Matte und geh!‹?« 13 Aber der Geheilte wusste nicht, wer es war, denn Jesus war unbemerkt in der Menschenmenge verschwunden. 14 Später traf Jesus den Mann im Tempel wieder. »Du bist jetzt gesund«, sagte er zu ihm. »Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch etwas Schlimmeres geschieht, als was du bis jetzt durchgemacht hast.« 15 Der Geheilte ging zu den führenden Männern zurück und berichtete ihnen, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. 16 Von da an begannen die führenden Männer des jüdischen Volkes, Jesus zu verfolgen, weil er solche Dinge am Sabbat tat.

Zweite Heilung im Johannesevangelium

Dieser Bibelabschnitt berichtet uns von einer weiteren Krankenheilung. Im Gegensatz zu den Synoptikern (Mt-Lk), finden wir im Johannesevangelium nur wenige Berichte, wo Jesus Menschen heilte. Da Johannes der letzte Schreiber einer biblischen "Jesusbiographie" war (alle außerbiblischen Jesus-Biographien sind widergöttlich), dachte er vermutlich, dass die anderen Evangelisten diese Wunderheilungen ausführlich genug geschildert haben, währenddem noch ganz wichtige Gespräche fehlten, die Jesus mit verschiedenen Menschen geführt hatte.
In diesen Gesprächen ging es meist um das Wesenhafte und um das unsichtbare göttliche Leben. Im Johannesevangelium wird besonders deutlich, wie Jesus die Menschen auf eine höhere, bzw. göttliche Ebene führte.
Die Heilung des Körpers spielt im Bericht des Johannes eine untergeordnete Rolle und dort, wo Heilungen erwähnt werden, finden auch fast immer entscheidende Gespräche statt! Selbst bei den körperlichen Heilungen ging es dem Evangelisten Johannes immer um das Wort Gottes!
Was ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass die Dämonenaustreibungen bei Johannes gar nicht erwähnt werden. Dafür berichtet Johannes, wie die Juden Jesus eine dämonische Besessenheit unterstellten (Joh 7:20 / Joh 8:48-52 / Joh 10:20-21). Im Johannesevangelium konnte ich vier Heilungsberichte und eine Totenauferweckung feststellen:

Stelle Text Bemerkung
1.
Joh 4:43-54
Heilung des todkranken Sohnes eines königlichen Beamten. Fast tot,
außerhalb Jerusalems
2.
Joh 5:1-16
Heilung eines Kranken am Teich Bethesda, der seit 38 Jahren krank war Vmtl. gelähmt,
in Jerusalem
3.
Joh 6:2
Hier ist von (Wunder-)Zeichen an Kranken die Rede unterschiedlich Kranke,
außerhalb Jerusalems
4.
Joh 9:1-14
Die Heilung eines Blindgeborenen nicht sehend
(blind),
in Jerusalem
5.
Joh 11:43-44
Die Auferweckung des Lazarus Ganz tot,
außerhalb Jerusalems

Hier kann man eine Art Symmetrie der Ereignisse feststellen:
Bei der ersten Heilung war der Sohn des königlichen Beamten krank und dem Tod nahe. Beim letzten Wunder ging es um die Lebendigmachung eines definitiv Toten. Beide Wunder geschahen außerhalb Jerusalems.
Beim zweiten Wunder ist von einem unbeweglichen Mann die Rede, der vmtl. gelähmt war und beim vierten Wunder lesen wir von einem Blinden. Das erinnert an die Blinden und Lahmen aus 2Sam 5:6-8 und Mt 21:14. In Jerusalem gab es nicht nur Blinde und Lahme im wörtlichen Sinne, sondern auch geistlich blinde Führer und geistlich Lahme, weil die Juden nicht im Sinne Gottes handelten. Wer im Sinne Gottes handelt, tut das, was wir in Mi 6:7-8 lesen:

  • 7 Wird der HERR Gefallen haben an Tausenden von Widdern, an Zehntausenden von Bächen Öls? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für mein Vergehen, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele?« 8 »Er hat dir mitgeteilt, Mensch, was gut ist. Und was fordert der HERR von dir, als Recht (w. Richtigung, auch Gericht) zu üben und Güte (o. Huld) zu lieben und einsichtig zu gehen mit deinem Gott?«

Das zweite und vierte Zeichen fand in Jerusalem statt. Das dritte und somit mittlere (Wunder-)Zeichen betrifft etliche, aber nicht namentlich genannte Krankheiten. Es steht für alle Krankheiten und das fand auch außerhalb von Jerusalem statt.

Die Umstände (5:1-3)

Dieses spektakuläre Ereignis fand unter folgenden Umständen statt:

  1. An einem Fest (H. Schumacher: Vielleicht wieder ein Passahfest; es wäre dann das zweite (nach Joh 2:13), vermutlich im Jahr 28. Andere denken an ein Purim- o. Laubhüttenfest).
    Biblische Feste sind fast immer mit einem Neuanfang verknüpft, der zuvor auch eine Befreiung auslöste. Hier begann für den Kranken ein neues Leben!
    Die alttestamentlichen Feste bezeichnet Gott als "meine Feste" (3Mo 23:2). Damit bringt der HERR zum Ausdruck, dass diese Feste ihm geweiht sind; es sind heilige Feste, die das göttliche Heilshandeln veranschaulichen und bei denen die Beziehung zwischen den Menschen und Gott vertieft werden soll!
    Wenn diese Feste im Sinne Gottes gefeiert wurden, dann lösten sie auch Buße, Umkehr und im Anschluss eine große Freude über das befreiende und erlösende Handeln Gottes aus!
  2. In Jerusalem, beim Schaftor. Das Schaftor war das nördliche Tor zum Tempelplatz und vmtl. wurden hier die Schlachtschafe zum Tempel geführt (ob dies zur Zeit Jesu auch noch so war, weiß ich nicht).
    Die Schafe Jesu sind auch Auserwählte, wie auch der Kranke ein von Jesus Erwählter war. In Neh 3:1 lesen wir, wie der Hohepriester Eljaschib mit seinen Leuten an diesem Tor baute.
  3. Beim Teich Bethesda (Haus der Barmherzigkeit) mit 5 Säulenhallen. An diesem Teich erhofften viele Kranke, Barmherzigkeit erfahren zu dürfen.
  4. In einer Menge von Kranken (o. Schwachen), Blinden, Lahmen (o. Hinkenden) und Verkrüppelten (w. Vertrockneten). Man könnte von einer Ansammlung oder Konzentration von Elenden sprechen.

38 Jahre – eine lange Zeit (5:5)!

Diese Zeit erinnert an den Aufenthalt des Volkes Israel in der Wüste, nachdem sie nicht glauben konnten, dass Gott ihnen den Sieg gegen die Riesen im Land Kanaan schenken würde.
Dieser 38-jährige Umweg kam also durch den Unglauben zustande. Nahezu alle, die beim Auszug aus Ägypten erwachsen waren – sprich: älter als 20 Jahre – haben das verheißene Land nicht erreicht. Lediglich Josua und Kaleb durften in das verheißende Land einziehen, weil sie auf die Zusage Gottes vertrauten und sich nicht von der physischen Stärke der Bewohner des Landes beeindrucken ließen.
Der Unglaube führte dazu, dass die Israeliten buchstäblich "auf der Strecke" liegen blieben! Für Gott ist der Unglaube "die Sünde" schlechthin. Jesus sagte in Joh 16:9:

  • "Ihre Sünde ist, dass sie nicht an mich glauben."

Paulus schrieb in Röm 14:23b etwas ähnliches:

  • "Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde."

Der Unglaube führt dazu, dass man das Ziel zu Lebzeiten nicht erreicht, weil keine Verbindung zum wahren Leben existiert. Durch den Unglauben bringt man zum Ausdruck, dass auf Gott kein Verlass ist und dass man seinen Zusagen nicht trauen kann.

Nur noch eine Hoffnung (5:3-7)!

Auch der Mensch, von dem hier die Rede ist, scheint seine Hoffnung nur auf das "bewegte Wasser" zu setzen. Spätere Handschriften fügen hier hinzu, dass ein Engel zu gewissen Zeiten in den Teich hinabstieg. Es scheint, dass an dieser Stelle die vielen Kranken auf ihre Erfahrung hofften, die sich immer wieder einmal bestätigte. Sie dachten: "Ich muss den richtigen Zeitpunkt erwischen. Vielleicht ist mir das "Glück" auch einmal wohlgesonnen."

In der griechischen Mythologie hoffte man auf das Glück, indem man die Göttin "Tyche" ehrte, die als Göttin des Schicksals galt. Bei den Römern hieß sie "Fortuna". Ein Gott oder eine Göttin des Glücks gibt es in den meisten polytheistischen Religionen. Für uns ist wichtig zu wissen, dass sich hinter den heidnischen Götzen auch geistige Mächte verbergen. Im AT ist immer wieder vom Heer des Himmels die Rede, das angebetet wurde (5Mo 4:19 / 5Mo 17:3). Damit sind nicht nur Sonne, Mond und Sterne gemeint, sondern auch Geisteswesen (1Kö 22:19).

Persönlich gehe ich davon aus, dass auch hinter dem "bewegten Wasser" eine Geistesmacht stand, die von Zeit zu Zeit tatsächlich körperliche Krankheiten heilte. Geistheiler und andere Okkultisten können ebenfalls zeitweise körperliche Krankheiten heilen, aber sie befreien uns nicht von der Ursünde (fehlendes Vertrauen in den allmächtigen Gott), sondern im Gegenteil; sie führen die Menschen in eine geistige und seelische Abhängigkeit, die im Verderben endet!

Die "Bewegung des Wassers" – wer auch immer sie veranlasste – führte zu einer falschen Fokussierung und ließ die Menschen auf eine geheimnisvolle kosmische Macht hoffen, die sie aber nicht von der Sünde befreien konnte.
Die vielen Blinden, Lahmen und Kranken hofften auf das große Glück, auch einmal zu den wenigen zu gehören, die das Heilungswunder erleben durften.
Die Menschen, die sich in diesen fünf Säulenhallen befanden, haben miterlebt oder zumindest gehört, dass immer wieder einmal einer gesund wurde, als er ins Wasser stieg, nachdem sich das "Wasser bewegte". Dieses Glück war so etwas ähnliches wie ein Lottogewinn! Vermutlich haben dies damals nur sehr wenige Menschen erleben dürfen! Aber nur schon die Tatsache, dass dies einige erleben konnten, erzeugte die Hoffnung, auch einmal zu diesen Privilegierten zu gehören.
Gegen Ende dieser 38 Jahre schwand die Hoffnung immer mehr, zu diesen "Glücklichen" zu gehören, denn seine Erfahrung zeigte dem Gelähmten, dass nur die "Schnellen" oder diejenigen, die eine "gute Beziehung zu einem Angehörigen" hatten, eine Chance haben. Das Leben des Gelähmten schien gelaufen zu sein, seine Hoffnung sank vmtl. gegen null. Für ihn gab es nur noch das "Kopfkino", indem er sich in Gedanken ausmalte, wie schön es doch gewesen wäre, wenn auch er das einmal erleben würde.
Aus menschlicher Sicht, könnte man sich fragen, warum Jesus ihm erst nach langen 38 Jahren begegnet ist. Hätte Gott die Länge dieser Zeit nicht etwas verkürzen können?
Jesus begegnete ihm erst dann, als die Hoffnung auf die kosmischen Mächte "gestorben" war. Ziemlich sicher hoffte er auch nicht mehr auf den Gott Israels, weil dieser ihm ja auch "nie geholfen" hatte. Genau jetzt, wo das Leben vorbei zu sein schien, tritt Jesus in sein Leben! Was für ein großer Segen!

Jesu Erbarmen und Erwählung (5:6)

Jesus sieht und weiß alles! Er kennt die ganze Geschichte und alle Hintergründe dieses Mannes. Er sieht auch alle unsere "Erbanlagen", Belastungen und Erfahrungen, die wir ohne Vertrauen auf Gott gemacht haben. Er sieht die Verkrümmungen unserer Seele sowie sämtliche Motive des Herzens und er hat Erbarmen mit uns!
Trotz seines Irrweges und trotz seiner falschen Hoffnung, erbarmt sich Jesus über ihn! Er glaubte nicht an Jesus, auch hatte er seine Sünde nicht bekannt! Mit anderen Worten: Er tat gar nichts, was in den Augen Gottes richtig gewesen wäre und trotzdem beendete Jesus seine Leidenszeit!
Das zeigt, dass die wenigen Auserwählten Gottes (Mt 20:16), letztendlich nichts für ihre Erwählung tun konnten, sondern dass es einzig und allein an dem sich erbarmenden Gott liegt. So schreibt Paulus in Röm 9:16:

  • "So [kommt es] nun nicht auf den an, der will oder läuft, sondern auf Gott, der sich erbarmt!"

Diese Geschichte zeigt aber auch, dass die Gerichte Gottes ein Maß haben und zeitlich beschränkt sind.

Einsam und chancenlos (5:7)

"Willst du gesund werden?" fragte ihn Jesus. Was war das für eine Frage? Natürlich wollte er gesund werden! Aber Jesus stellte diese Frage, weil offenbar werden sollte, auf was dieser Mensch seine Hoffnung setzte und dass ihm seine Erfahrungen deutlich machten: "Eigentlich bin ich chancenlos!"
Keiner sah ihn und keiner kümmerte sich um ihn! Er war ein hoffnungsloser Fall! Obwohl er vmtl. zum "Inventar" von Bethesda gehörte, beachtete ihn niemand; wahrscheinlich gerade deswegen! Dieser Mensch war schon so lange Zeit da und nichts hat sich jemals verändert! Fast 40 Jahre gelang es ihm nie das Erwünschte zu erreichen. Wie in Ps 107:12 fand er keinen Helfer.

Diese Begebenheit zeigt uns etwas ganz Besonderes: "Für die hilflosen und hoffnungslosen Fälle stehen die Chancen gut, Jesus zu begegnen." Oft nähern sie sich unbewusst den Verheißungen aus der Bergpredigt, wonach Trauernde getröstet und die nach Gerechtigkeit Hungernden gesättigt werden (Mt 5:4-6).
Möglicherweise fühlen wir uns auch am Ende und haben unsere Hoffnung auf die Veränderung unseres Zustands verloren. Vielleicht rechnen wir auch nicht mehr damit, dass Jesus kurz davorsteht, uns in unserem Elend zu begegnen.

Wenn die Menschheit in der Endzeit alle ihre Hoffnungen auf ihre Götter verloren hat, dann erscheint der HERR in großer Macht und Herrlichkeit (Mt 24:30). Die Götter der Neuzeit sind "Humanismus", "Technik", "eine neue Weltordnung", "Gesundheit", "Klima", "Transhumanismus", "künstliche Intelligenz" und für die Weltelite "eine globale Überwachung mit einem Sozialkredit-System (Made in China)". Der Mensch möchte durch eigene Kraft zum Gott werden. Yuval Noah Harari ist ein jüdischer Historiker, der an der hebräischen Universität in Jerusalem lehrt. Gleichzeitig ist er ein geschätzter Berater des WEF und vieler Mächtigen dieser Welt. Auf seiner Website schreibt er:

"Die Geschichte begann, als die Menschen Götter erfanden, und wird enden, wenn die Menschen zu Göttern werden."

Er glaubt daran, dass wir die Informationsstruktur des Menschen "hacken" können, um die Menschheit "weiterzubringen". Er ist auch Berater von Klaus Schwab, dessen Zukunftstraum der "Transhumanismus" ist. Dabei geht es um eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine, damit wir die nächste "Evolutionsstufe" erreichen können!

Alle diese Dinge erinnern uns an 1Mo 3:5, wo Satan sagte: "Ihr werdet sein wie Gott!" Diese Denkansätze gehören zu dem, was Paulus in 2Thes 2:11 prophezeite:

  • "Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben!"

Alle diese Hoffnungen werden in den kommenden Jahren wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, indem die Welt mit dem kommenden Zorn Gottes konfrontiert wird, wie er uns in der Offenbarung beschrieben wird. Doch am Ende erscheint der König des Himmels in großer Macht und Herrlichkeit.

Das Wort Jesu verändert alles (5:8-9)

Alles, was Jesus befiehlt, geschieht auch. Er war das fleischgewordene Wort Gottes! Gott spricht und es steht da! Er ruft das Nichtseiende, wie wenn es da wäre (Röm 4:17)!
Die Worte Jesu heilten den Mann und brachten ihn auch dazu, das zu tun, was er sagte. Er stand auf und erlebte etwas, das er seit 38 Jahren nicht mehr erleben konnte. Plötzlich konnte er umhergehen. Was für ein Glück!

Diese Situation zeigt uns auch: "Gehorche, wenn Jesus in dein Leben spricht!" Manchmal fällt uns der Gehorsam schwer! Ich bemerke in mir selbst manchmal die seltsame Stimmung, die mich irgendwie widerspenstig verhalten lässt. Es ist ein starkes "Ich-will-nicht und ich-mag-nicht" und im Nachhinein frage ich mich selbst, warum ich nur so "bockig" war. Dieses Verhalten schleicht sich bei mir vmtl. oft dadurch ein, weil ich über eine gewisse Zeit aus mir selbst heraus aktiv war oder weil sich bei mir eine gewisse Selbstgefälligkeit (sprich: Hochmut) einnisten konnte.

Wenn Jesus sagt: "Nimm deine Matte und geh umher", dann bedeutet das auch: "Trage, was dich lange getragen hat!" Wir Menschen stützen uns auf Dinge, die uns tragen sollen. Aber mit der Zeit merken wir, dass diese Grundlagen uns nicht wirklich tragen.
Wir Christen, die wir in demokratischen Staaten leben dürfen, stützen uns vielleicht auch auf unsere Freiheiten oder wir liegen auf der Matte der Menschenrechte und fühlen uns dabei sicher und frei. Aber "frei" sind wir erst dann, wenn uns Jesus frei gemacht hat.
Obwohl Paulus Jahre im Gefängnis zubrachte, gehörte er zu den wirklich freien Menschen, weil er "frei von sich selbst" war. Nicht das Menschenrecht, bzw. das römische Recht trug ihn (weil er darauf vertraut hätte), sondern er wurde zu einem beschenkten Träger des göttlichen Rechts!

Das Tragen einer Matte am Sabbat (5:9b-10)

War das Tragen einer Matte "Arbeit"? Ob es sich hier tatsächlich um eine "Arbeit am Sabbat" handelte, würde ich an dieser Stelle bezweifeln; aber für die damaligen orthodoxen Juden war es auf jeden Fall Arbeit.
Das Übertreten des Sabbatgebotes fand immer dann statt, wenn man am Sabbat eine Arbeit für seinen Lebensunterhalt tat. So lesen wir z. B. in Neh 13, wie in Jerusalem viele Verkäufer und Händler am Sabbat ebenfalls ihren geschäftsmäßigen Tätigkeiten nachgingen, um noch mehr Geld zu verdienen. Wer am Sabbat seinem Geschäft nicht nachgeht, muss auf Gott vertrauen, dass er trotz allem genug haben wird, auch wenn er sein Geschäft jeden siebten Tag ruhen lässt. Am siebten Tag soll die Beziehung zu Gott im Mittelpunkt stehen und nicht das Geschäft. Das ist der eigentliche Sinn des Sabbats und darum bezweifle ich stark, dass der Kranke hier wirklich das Sabbatgebot brach.

Aber selbst, wenn es so war, so ist Jesus trotzdem der HERR des Sabbats und wenn er etwas gebietet, dann hat dies eindeutig erste Priorität! Was hier geschah, war auch eine "Störung der öffentlichen Ordnung". Das Tragen der Matte war auf jeden Fall anstößig!

Jesus stört auch "unsere Ordnung" immer wieder. Auch wir stoßen uns daran und je nachdem, wie lange wir brauchen, bis wir sein Wirken erkennen und ihm für die "Störung" danken, ärgern wir uns über kürzere oder längere Zeit über diese Störung. Eine Verkäuferin erklärte mir (nachdem ich diesen Text schrieb), dass ich für meinen nicht geringen Kleider-Einkauf, ab dem nächsten Tag 30% Rabatt auf den Einkauf hätte. Ich fragte sie noch eindringlich, ob sich dies auf den gesamten Einkauf beziehe, worauf sie mir das bestätigte. Also entschied ich mich am nächsten Morgen noch einmal zu kommen, um entsprechend viel einzusparen. Am nächsten Tag stellte sich jedoch heraus, dass dies nur für ganz bestimmte Produkte galt und sich auch nur auf den kleinsten Teil meines Einkaufs bezog. Ich ärgerte mich natürlich über die Falschinformation, die verlorene Zeit und über das "verlorene Geld". Bis ich merkte, dass letztlich Gott meine "Pläne" störte, dauerte es einige Minuten und in dieser Zeit habe ich die Verkäuferin meinen Unmut spüren lassen! Es war nicht so, dass ich ausfällig geworden wäre, aber wenn ich sofort verstanden hätte, dass Jesus mich durch diese unangenehme Kleinigkeit stören wollte, um mich in der Sanftmut zu üben, dann wäre meine Reaktion um einiges besser ausgefallen.

Die Aufforderung des Heilers (5:11)

Die Antwort des Geheilten, auf die Frage der Juden, warum er seine Matte am Sabbat herumtrage, war einerseits die Benennung der Ursache und andererseits war er vielleicht auch froh, dass er die "Schuld" für das scheinbare Übertreten des Sabbatgebotes auf jemand anders schieben konnte. Er wusste wahrscheinlich, wie unerbittlich die religiöse Elite das Übertreten des Sabbats bestrafte.
Wie bereits erwähnt: Das Wort Jesu steht über dem Sabbatgebot! In Mt 12:5-8 lesen wir Folgendes:

  • 5 Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester in dem Tempel den Sabbat entheiligen und ⟨doch⟩ schuldlos sind? 6 Ich sage euch aber: Größeres als der Tempel ist hier. 7 Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer«, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben. 8 Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.

Aus diesem Text geht hervor, dass der Tempel, bzw. das Haus Gottes größer ist als der Sabbat. Im Vorhof des Tempels wurden auf Anordnung Gottes Schlachtopfer dargebracht.
Die praktizierte Barmherzigkeit war in den Augen Gottes jedoch wesentlich wichtiger als das Darbringen von Schlachtopfer! Beim Beachten der Gebote Gottes geht es auch in besonderer Weise darum, die Prioritäten richtig zu setzen:

1. Liebe Gott aus ganzem Herzen
→ Vertraue auf den HERRN und hoffe auf IHN
→ Gehorche ihm mit dankbarem und freudigem Herzen
2. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
→ Weise auf das Liebeswerk von Jesus Christus hin
→ Praktiziere Barmherzigkeit
→ Tue dem Nächsten das, was du dir von ihm wünschst

...

→ Opfere dem HERRN

...

→ Halte den Sabbat

Die Gegenwart des Sohnes Gottes ist größer als der Tempel! Die Tatsache, dass Christus in uns wohnt (Kol 1:27 / 2Kor 11:10), ist tausendmal kostbarer als ein Besuch im salomonischen Tempel!

Was die Frage der Juden verrät (5:12)

Eigentlich wäre das Ereignis, dass ein Mensch, der 38 Jahre unter einer schweren Behinderung litt und geheilt wurde, ein Grund zur großen Freude gewesen! Vor allem dann, wenn man in den vielen Jahren zuvor mitgelitten hat. Die Freude ist noch größer, als wenn ein verlorenes Schaf wiedergefunden wird. Es wäre auch und ein Anlass dafür, Gott über dieser Tat zu verherrlichen und ihn anzubeten! Aber die Juden hatten nur ein Problem: "Wer und wo ist dieser Mensch, der unsere Gesetze übertritt und die öffentliche Ordnung stört?" Ich sage es jetzt einmal mit meinen eigenen Worten: "Wer ist dieser große Irrlehrer, der es wagt, einem Juden zu sagen, er solle am Sabbat seine Matte umhertragen?"
Die Seele des Kranken durfte am Sabbat eine große Freude erfahren und konnte gewissermaßen zur Ruhe kommen. Gleichzeitig kam die religiöse Elite in eine große Unruhe. Sie wollte den "Gesetzesbrecher" möglichst schnell "dingfest" machen.

Er war dem Geheilten unbekannt und plötzlich wieder weg (5:13)

Der Geheilte hatte keine Ahnung, wer ihn heilte. Was er dachte, wissen wir nicht. Hielt er den unbekannten Heiler für einen "Mann oder Propheten Gottes" oder hielt er ihn für einen "Geistheiler", bzw. "Zauberer"? Je nachdem, wie sein Denken geprägt war, dachte er das eine oder andere. Vermutlich war sein Denken mehr vom "bewegten Wasser" und somit von einer geheimnisvollen und unbekannten Macht geprägt als vom Gott Israels, der sich im Tanach (AT) geoffenbart hat.

Jesus wollte nicht "publik" werden (5:13)

Jesus ließ ihn mit seinen Gedanken allein, weil er nicht publik werden wollte. Jesus vermied – so gut es ging – dass sich um ihn ein "Fanclub" bildete. Er wollte Nachfolger, die sich selbst verleugnen, um so aus der Liebe zu leben und er wollte auf keinen Fall eine "begeisterte Maße", die ihm nur deshalb zujubelte, weil sie sich von ihm die Befriedigung sämtlicher irdischen Bedürfnisse erhoffte.
Interessanterweise bezeugten die Dämonen immer wieder, dass Jesus der Sohn des Gottes ist, und man fragt sich, was sie dabei für ein Motiv hatten? Sie waren Jesu Gegner! Ihr Gebieter war der Satan und er wird als Vater der Lüge bezeichnet (Joh 8:44).
Die Dämonen kämpfen auch gegen Jesus, aber wie können sie das, indem sie die Wahrheit über ihn sagten. Jesus wollte nicht, dass seine Identität, während seines irdischen Lebens öffentlich gemacht wurde, weil er nicht den Auftrag hatte, sich auf den Thron Davids zu setzen, sondern weil er das Kreuz als Ziel vor Augen hatte.
Nur schon die Tatsache, dass Jesus nicht bekannt gemacht werden wollte, war für den Feind ein Anlass, genau das Gegenteil zu tun. Hätte Jesus irdischen Erfolg gehabt, wäre das Problem der Sünde bis heute nicht gelöst und wir wären nach wie vor verloren. Wäre Jesus bei seinem ersten Kommen irdisch erfolgreich gewesen, hätte das ein Triumpf Satans zur Folge gehabt.

Jesus findet und warnt ihn (5:14)

Weder beim ersten noch beim zweiten Mal, hatte der Geheilte Jesus gefunden, sondern immer fand Jesus ihn! Das zeigt auch, dass die Auserwählten zu den Gefundenen gehören und nicht in erster Linie zu denen, die gefunden haben; wobei das Finden immer auch eine Gnade ist!
Darum gefällt mir das Lied so sehr: "Ich bin einer den die Gnade fand!" Es heißt ja nicht: "Ich bin einer, der die Gnade fand!" Weil Jesus uns gefunden hat, durften wir ihn danach auch finden!

Wir wissen nicht genau, welche Sünde Jesus hier anspricht. Der Geheilte wusste natürlich ganz genau, welche Sünde Jesus meinte. Wenn Christen "in Sünde" leben, dann wissen sie meist, was ihre Sünde ist. Natürlich gibt es auch unbewusste Sünden; aber die sind hier nicht angesprochen.
Aus dem Gesamtzusammenhang kann man aber entnehmen, dass die Sünde des Kranken, das fehlende Vertrauen auf den Gott Israels war. Er hoffte jahrzehntelang auf eine geheimnisvolle kosmische Kraft, die ihn heilen würde. Vielleicht glaubte er sogar an "Tyche", bzw. an "Fortuna", die Göttin des Schicksals, die ihm vielleicht das Glück seines Lebens schenkt. Diese falsche Blickrichtung und diese unbiblische Hoffnung war ziemlich sicher sein Grundproblem und wenn Jesus sagt: "Sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfahre!", dann meint er zuerst einmal: "Vertraue dein Leben nur noch dem Gott Israels an!"
Zu Vers 14 merkt H. Schumacher noch Folgendes an:

"etwas Schlimmeres geschieht. - Es kann ein Zusammenhang zwischen einer Sünde und einer Krankheit bestehen. Dies darf jedoch auf keinen Fall verallgemeinert werden (vgl. Joh 9:2,3)! Längst nicht jede Krankheit ist Folge einer bestimmten Sünde. Doch aufs Ganze gesehen ist die Todverfallenheit der Menschen (und so auch ihre Anfälligkeit für Krankheiten) eine Folge der Sünde (1Mo 2-3 - Röm 5:12 - Röm 6:23)."

Der Heiler wird bekannt und verfolgt (5:15-16)

Musste der (geheilte) Mensch den Juden mitteilen, dass Jesus es war, der ihn heilte? Eigentlich konnte er ahnen, dass die Juden seinem Heiler das Leben schwer machen würden. Von daher gesehen, empfindet man diese "Meldung" so ähnlich wie einen Verrat.
Aber das Motiv war vmtl. ein anderes: "Alle sollen erfahren, wer dieses große Wunder tat, damit alle erkennen können, ob es sich bei Jesus um einen Mann Gottes oder sogar um den verheißenen Messias handelt." Natürlich wären auch noch andere Motive möglich:

  • "Ich will diese neue Information unbedingt weitergeben." Sensationelle Informationen und Neuigkeiten gibt der Mensch sehr gerne weiter, weil er sich dadurch in Szene setzen kann!
  • Mit dem Gang zu den Juden konnte er vielleicht auch die ernsten Worte Jesu etwas verdrängen
  • "Ich will nicht dafür verantwortlich bleiben, am Sabbat eine Matte getragen zu haben."

Wie dem auch sei; die Tat Jesu musste auch bei den Juden offenbar werden, damit sie ein weiteres messianisches Zeichen erkennen konnten und damit Jesus im Tempel klar bezeugen konnte, durch wen er alle diese Dinge tat. Denken wir an das nachfolgende Zeugnis ab Vers 17.
Für die Gegner Jesu war es einmal mehr eine Bestätigung dafür, dass Jesus "laufend" das Sabbatgebot übertrat, indem er am Sabbat heilte und sogar einem Menschen gebot, am Sabbat seine Schlafmatte zu tragen. Bestimmt dachten sie auch: "Der 'wahre Messias' würde so etwas nie tun!"
Für die religiöse Elite war klar: "Jesus war ein 'Gesetzesbrecher', 'Irrlehrer' und 'Zauberer', der die Menschen vom 'Halten der Tora' abhielt. Er konnte nicht der Messias sein, ...

  • ... weil er ein Galiläer war,
  • ... weil er nur ein Handwerkersohn war und über keine theologische Ausbildung verfügte,
  • ... weil er sie, als diejenigen, die sie sich um das Wort Gottes gekümmert haben, ständig kritisiert
  • ... weil er mit Zöllnern und Sündern Gemeinschaft hatte
  • und weil sie sich den Messias sowieso ganz anders vorgestellt haben

Für die Führer des Volkes war klar, dass Jesus ihr ganzes religiöses System zum Einsturz bringen könnte und deshalb muss er "eliminiert" werden!

Ihr Plan ging in Erfüllung! Aber dabei haben sie nicht bemerkt, dass ein noch viel höherer Plan in Erfüllung ging:

  • "Die Eliminierung der gesamten Weltschuld und die Erlösung einer verlorenen Menschheit!"


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